Artikel BNN S. Langer, 10. September 2014. Mit freundlicher Genehmigung der BNN. Quelle: http://www.kath-karlsruhe.de/ Audiobeitrag 1 Audiobeitrag 2
Das Projekt ist noch im Entstehen, bisher gibt es nur Zeichnungen davon. Und doch erregt das Vorhaben bereits die Gemüter. In genau einem Jahr soll in der Südstadt-Ost der „Garten der Religionen“ eingerichtet sein – als offizieller Teil des großen Karlsruher Stadtgeburtstags. Im „Architekturschaufenster“ in der Waldstraße 8 ist dazu nun eine Ausstellung eröffnet worden.
Der "Garten" habe sich als „echter Aufreger“ herausgestellt, sagt Stefan Helleckes. Der Landschaftsarchitekt gehört zum Vorstand des „Architekturschaufensters“. Sein Verein habe sich vorgenommen, umstrittene Bauten in einer möglichst großen Öffentlichkeit zu diskutieren, erklärt Helleckes. Aus diesem Grund habe man jetzt auch dem geplanten „Garten der Religionen“ eine Ausstellung gewidmet. Sie ist nun drei Wochen lang, bis 3. Oktober, in den Räumen des „Schaufensters“ in der Waldstraße zu sehen.
Auf 20 großen Text- und Bildtafeln dokumentiert die Ausstellung das Projekt und seine Hintergründe. So wird etwa dargelegt, wie zunächst im Zuge der jährlich stattfindenden Islamwoche der Wunsch entstand, die religiöse Vielfalt in Karlsruhe in einem bleibenden, sichtbaren Zeichen darzustellen. Die Ausstellung zeichnet nach, wie die Akteure im 300. Stadtgeburtstag die Chance sahen, dieses Vorhaben zu realisieren. Und tatsächlich gewann der Vorschlag für einen „Garten der Religionen“ im Jahr 2011 ja den Publikumspreis beim Ideenwettbewerb des Stadtmarketings.
Auf je einer Schautafel stellen sich in der Ausstellung die inzwischen beteiligten fünf Weltreligionen – Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum – mit ihrem religiösen Leben in Karlsruhe vor. Sie sollen sich auch im „Garten“ in größerem Umfang präsentieren: mit jeweils einem eigenen kreisförmigen „Teilgarten“.
Darüberhinaus ist die Bahai-Religion sowie die Freireligiöse Gemeinde mit je einer Schautafel vertreten. Diese und weitere religiöse Bekenntnisse sollen ebenfalls im „Garten“ vertreten sein – zwar nicht mit einem eigenen Teilgarten, aber auf der Innenseite der runden Sitzmauer, die den gesamten Garten umschließt.
Ebenfalls auf diesem Mäuerchen sollen Texte zu lesen sein, die nicht aus dem religiösen Umfeld kommen. Es handele sich um „sinn- und wertestiftende Grundlagentexte“, beispielsweise Auszüge aus dem Grundgesetz sowie Zitate von Philosophen. Damit - dies wird auf einer eigenen Tafel thematisiert – werde unterstrichen, dass der „Garten“ nicht „irgend jemanden ausgrenzt“.
Eigens auf diesen Aspekt ging auch Ulrike Krumm ein. Die Pfarrerin der Lutherkirche hielt bei der Vernissage der Ausstellung am 9. September die Eröffnungsrede. Die kontroversen Reaktionen auf den „Garten“, unter anderem auch in den Leserbriefspalten der Badischen Neuesten Nachrichten, habe sie nicht erwartet, räumte sie ein. Sie habe den Eindruck, der „Garten der Religionen“ wirke „wie eine große Projektionsfläche, auf die sich wichtige, ja essenzielle Themen abbilden lassen“, erklärte sie. „Anscheinend verdichten sich in diesem Projekt mehrere zentrale Fragen, die in unserer Gesellschaft – gerade auch in unserer Stadtgesellschaft – gestellt werden und gestellt werden müssen“, so Ulrike Krumm.
Anknüpfungspunkt für viele Diskussionen ist laut Pfarrerin Krumm, dass der „Garten“ zuerst ein städtisches Projekt ist. Die Stadt Karlsruhe ist Trägerin, die beteiligten Religionen sind Vertragspartner. Ulrike Krumm würdigte diese Konstruktion als „offene und mutige Aussage der Stadt Karlsruhe über ihr Selbstverständnis“. Die Verantwortlichen im Rathaus machten dadurch ausdrücklich das Verhältnis von Religion und Stadt zum Thema. Und dieses Verhältnis werde von verschiedenen Stimmen in der Gesellschaft durchaus unterschiedlich verstanden und interpretiert. „Es wird Kontroversen geben, aber hoffentlich auch Konvergenzen und Ergebnisse“, so Ulrike Krumm. Die Diskussionen um den „Garten“ berühren nach ihren Worten letztlich auch die Grundlagen, die sich unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung gegeben hat.
Die Verantwortlichen aus der Arbeitsgemeinschaft sind dankbar für Rückmeldungen. Auch die Ausstellung ermuntert immer wieder dazu. „Diskussion ist immer gut, wenn sie in Augenhöhe und um der Sache willen geführt wird“, so Pfarrerin Krumm.
Zur Intention des „Gartens“ sagte sie, er möge Frieden ausstrahlen. Menschen sollen kommen und einander im „Garten“ begegnen. Der „Garten“ solle zum Nachdenken anregen, er solle „ein klein wenig zum Spiegel der Seele“ werden, „der den Menschen hilft zu sich selber zu kommen – und dann auch zueinander.“
Text: Stephan Langer / Illustration: Helleckes Landschaftsarchitektur
Hinweis:Die Ausstellung im „Architekturschaufenster“ist montags bis donnerstags von 9 bis 12 sowie 14 bis 16 Uhr geöffnet. Freitags von 9 bis 12 Uhr. Am 30. September, 19.00 Uhr findet dort eine Podiumsdiskussion statt. Das Thema lautet: "Wie viel Religion verträgt die Stadt".
Infos zum Projekt selbst gibt es unter: www.gartenderreligionen-karlsruhe.de